Sabine Gruber

Vinschgau, immer noch
für Gabriel Grüner (1963 - 1999)

Dein Vater hatte mich einmal
Apfelbäurin genannt, obwohl wir
Nie einen Baum besaßen, nur
Wörter setzten, in Blei und frei.
Als wüßte er, der Förster, um die
Weitausladenden Gedanken,

Um die Wortstützen, die uns
Hielten, damit wir nicht zu Boden
Gingen. Zu Grund. Und doch
Hielt dich nichts, gingst du
Wie er, zu früh. Auf dem
Sonnenberg im Gras träumt

Der Tod von jungen Bäumen.
Schaut hinunter in dein Tal.
Nicht nur über Rosen läßt sich
Dichten. Edelroter, Weißer
Rosmarin, Wintercalvill.
Unser Wortgut im Etsch-Fluß.

Talabwärts hängt das Obst dicht
Talaufwärts suche ich vergebens
Nach den Kindheitsmarillen.
Das Holz ist längst verheizt,
Der Geschmack auf Durchreise.
Ich habe dich auf der Zunge.